
Kontaktlos zahlen ist in
Handel II | Kunden greifen an der Kasse immer häufiger zu Karten – und
haben damit das kartengestützte Bezahlen zum beliebtesten Bezahlsystem
im stationären deutschen Einzelhandel gemacht. Konkrete Zahlen liefert die
EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2020“.
Girocard und Kreditkarte sind im
Aufwind. „2018 hatte der Kartenumsatz
erstmals knapp den Bargeldumsatz
überstiegen, dieser Vorsprung
kartengestützter Bezahlsysteme ist
im vergangenen Jahr auf vier Prozentpunkte
gewachsen“, kommentiert
Horst Rüter, Zahlungsexperte beim
EHI Retail Institute, die Ergebnisse der
diesjährigen Studie.
In Zahlen heißt das: 224,6 Mrd.
Euro wurden 2019 mit Kartenzahlung
umgesetzt, das sind 15,5 Mrd. Euro
mehr als im Vorjahr. Mehr als jeder
zweite Euro wird per Karte bezahlt.
Mit 50,5 % des Einzelhandelsumsatzes
i. e. S. (445 Mrd. Euro) gewinnt die
Kartenzahlung weiter Anteile gegenüber
dem bei Deutschen beliebten
Bargeld. Haupttreiber dieses dynamischen
Wachstums war einmal mehr
das girocard-System der Deutschen
Kreditwirtschaft, das an den Kassen
des Einzelhandels um 3,5 Prozentpunkte
(19,9 Mrd. Euro) auf 149,5 Mrd.
Euro zulegen konnte. Kreditkarten
sind ebenfalls seit drei Jahren im Aufwind.
Sie konnten ihren Anteil um
0,7 Prozentpunkte auf 7,6 % des Umsatzes
erhöhen. Das unterschriftbasierte
SEPA-Lastschriftverfahren verliert
weiter Anteile.
Kontaktlos wird Standard
Wesentlicher Faktor für den Erfolg
des girocard-Systems ist die hohe Akzeptanz
kontaktlosen Bezahlens bei
Händlern und Verbrauchern. 87,1 %
der girocard-Akzeptanzstellen bieten
zurzeit girocard kontaktlos. Ein etwa
ebenso hoher Anteil der girocard Terminals
unterstützt das kontaktlose
Bezahlen. 26,5 % der girocard-Transaktionen
waren 2019 kontaktlos, im
Dezember lag dieser Wert bereits bei
35,7 %. In der Corona-Krise ist er weiter
auf 45 % gestiegen. Es ist damit zu
rechnen, dass der Kartenanteil am
Umsatz schneller steigt als abzusehen
war – durch die Corona-bedingte
Veränderung des Verbraucherverhaltens
bis 2022 auf 58,1 %. Schon 2019
gab es eine klare Tendenz zu sinkenden
durchschnittlichen Einkaufsbeträgen.
In den letzten zwei Jahren ist
er bei girocard-Zahlungen von 43,76
Euro auf 40,85 Euro gesunken, der
Kreditkartenbon sogar von 54,91 Euro
auf 41,72 Euro. Dieser Trend dürfte
sich durch die hohe Akzeptanz von
kontaktlosem Bezahlen – auch von
Kleinstbeträgen – noch verstärken.
Datenbasis
Das EHI-Panel umfasst 403 Unternehmen
mit 85.000 Betrieben aus
35 Branchen mit einem Bruttoumsatz
(2019) von 281,5 Mrd. Euro, davon relevanter
stationärer Einzelhandelsumsatz
im engeren Sinne (ohne Kfz,
Mineralöl, Apotheken, E-Commerce,
Versandhandel) von 268,4 Mrd. Euro
(ca. 60,3 % des Einzelhandelsumsatzes
i. e. S. von 445 Mrd. Euro).
| 5-2020 17