
Business & Szene
Nachgefragt
Corona-Krise | Am 11. März 2020 erklärte die WHO die Viruserkrankung COVID-19 zur Pandemie.
Berichte über die Auswirkung des Lockdowns, über Forschungserfolge und Zukunftsprognosen sind
seitdem allgegenwärtig. HobbyArt fragte nach Erfahrungen und Stimmungen in der Kreativ-Szene.
Martin Burhenne,
Kreativmarkt, Hamburg-Wandsbek
Seit Ende des Lockdowns hat sich unser
stationärer Einzelhandel erstaunlich entwickelt!
Normalerweise ist diese Phase
des Jahres die absolute „saure Gurkenzeit“.
Aber jetzt: Wir erzielen Umsätze wie
in der Vorweihnachtszeit. Die Kunden
kommen und wollen ihre kreativen Ideen
umsetzen. Sowohl die Kundenzahl als
auch vor allem der Bon sind steigend.
Natürlich tun wir etwas dafür, wir
zeigen Präsenz auf Instagram und werben
– teils ganzseitig – in lokalen Printmedien. Wir erreichen ein junges
kreatives Publikum und transportieren die Botschaft: „Das ist
cool, das probiere ich aus.“
Kreativität ist in, unser Thema ist rundum positiv besetzt. Niemals
sagt eine Mutter zu ihrem Kind: „Mal nicht so viel!“ Unsere
wahren Konkurrenten wie Kino, Fitness, Veranstaltungen, Festivals,
Reisen finden nicht statt, Netflix hängt allen ‚zum Halse raus‘. Die
klassischen Themen Lesen und Malen sind angesagt! Unsere Regeln
für wachsenden Umsatz:
1. Viel richtige aktuelle Ware (Farbe, Farbe, Farbe!) Der einfache Künstlerbedarf
ist das Top Thema!
2. Positive Ausstrahlung, auf keinen Fall Öffnungszeiten verkürzen,
das wäre das falsche Signal!
3. Jetzt durch Werbung Präsenz zeigen, online und print!
Dr. Florian Hawranek,
C. Kreul
Die Pandemie war und ist für uns alle
eine Herausforderung, und der Gesundheitsschutz
hat bei KREUL oberste Priorität.
Wir haben in der kritischen Phase
ein Schichtsystem eingeführt und das
Home Office etabliert.
Wir sehen, wie reibungslos flexibles
Arbeiten klappen kann. Unsere Mitarbeiter
arbeiten im Home Office oder in
freien Büros und zeigen, dass Produktivität
keinen festen Arbeitsplatz braucht.
Marcel Warnt,
schwubbs, Naumburg
Wir haben am 20. April wieder öffnen können.
Während der Schließzeit haben wir
einen Liefer- und Abholservice angeboten.
Besonders um die Zeit von Ostern wurde
er rege genutzt. Außerdem sind wir mit
Bastelvideos bei Facebook und bei You-
Tube an den Start gegangen. Das hatte ich
schon länger vor und so habe ich die freie
Zeit in der Corona-Krise genutzt, um mich da einzuarbeiten. Das kam
sehr gut an! Auf diese Weise sind wir zu unseren Kunden quasi nach
Hause in die Wohnzimmer gekommen. Karfreitag haben wir sogar
einen Online-WS Handlettering via Facebook-Live-Video angeboten,
auch das kam super an! Nach der Öffnung liefen die Tage im April
und auch im Mai ruhiger als normal. Wir hatten ca. 30 % Umsatzeinbruch
in den Bereichen Geschenkartikel, Ballone, Geldgeschenke, etc.
Eben alles Produkte, die man benötigt, wenn man eingeladen ist –
aber man durfte ja nirgends hin, brauchte also auch keine Geschenke.
Seit Juni läuft es wieder nahezu normal. Klar, das „Maske tragen"
macht das nicht einfacher, aber das geht aktuell ja allen gleich. Die
Kunden kommen wieder, und wir freuen uns, dass sie da sind! Aktuell
haben wir mit dem Kursprogramm noch nicht wieder begonnen, weil
wir die Abstandsregel in unseren Räumlichkeiten nicht so ohne
weiteres umsetzen können. Wir hoffen hier jedoch auf den Herbst.
Jürgen Feuerstein,
Molotow
Wir haben vorhandene Projekte neu
priorisiert. Dabei wurden einige aktive
auf Eis gelegt und umgekehrt.
Das gute an der neuen Priorisierung
war, dass strategische Projekte in Angriff
genommen werden konnten, für die wir
bis dato nicht die Zeit aufbringen konnten.
Jetzt war es möglich, sie in der erforderlichen
Tiefe zu bearbeiten.
14 | 5-2020